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EVENT UND CO 01 2014

eventundco 01*2014 event talk 33 miteinander vereinen wollen – und das zu einem bezahlbaren Preis. Im vergangenen Jahr haben Sie sogenannte Windkanaltests durchgeführt - was hat Sie dazu bewogen, und wie wurden diese ausgeführt? Unsere Dächer fallen nicht nur optisch aus der Norm. Während bei Zelten und Bühnen mit geraden Flächen die Winddruck- und Windsogbeiwerte aus der Norm entnommen werden können, ist das bei uns nicht der Fall. Zwar kann ein Statiker anhand der in der Norm festgelegten Werte diese nach besten Wissen und Gewissen auf die Form umlegen, wirklich Gewissheit bringt aber nur ein Windgutachten. Wir wollten diese Gewissheit haben und gaben den Windkanaltest bei Wacker Ingenieure in Auftrag. Diese bildeten das Dach modular im Modell nach und versahen es mit etwa 140 Druckmessbohrungen. Dann wurde es in 24 Windrichtungsschritten zu 15° angeströmt und die Dachhaut in Zonen gleichen Winddrucks und Windsogs eingeteilt, welche dann in die Berechnung der Tragwerksstruktur und Membrandimensionierung einflossen. Speziell interessierte uns dabei die einseitig geschlossene Bühnenversion, bei der durch Aufstaueffekte die ungünstigsten Windbelastungen zu erwarten waren. Die Windkanaltests sind natürlich zwangsläufig Simulationen - wie genau lassen sich diese denn auf die Realität, also auf das auf einem Feld stehende Eventzelt mit 1500 Gästen und einem aufziehenden Gewitter übertragen? Klar sind sie Simulationen, aber derzeit die genaueste Möglichkeit, solche Strukturen zu untersuchen. Die meisten größeren Gebäude wie z.B. Stadien, Hochhäuser etc. werden so untersucht. Bei diesen ortsunveränderlichen Gebäuden können dann auch noch die Effekte durch die umliegenden Gebäude und Gegebenheiten mit einbezogen werden. Da unsere Zelte an unterschiedlichen Orten stehen, konnten wir umliegende Gebäude, Bäume oder ähnliches nicht in die Untersuchungen einbeziehen. Im Windkanal angebrachte Rauhigkeitselemente und Wirbel simulieren jedoch einen für die Höhe des Zeltes typischen Wind, eben genau so wie wenn es auf dem freien Felde steht. Nur wenige Wochen nach den Windkanaluntersuchungen mit anschießenden Berechnungen waren zwei unserer Bühnenversionen (einseitig geschlossen) schon starken Gewitterstürmen (BF10) ausgesetzt, welche sie schadfrei überstanden. Sozusagen „verified by Nature“. Welche Ergebnisse haben die Tests gebracht, und wie fließen diese in Ihre künftigen Konstruktionen ein? Gibt es entscheidende Verbesserungen? Wichtig sind für uns Gewissheit und der ehrliche Umgang mit der Windproblematik. Insgesamt hat sich gezeigt, dass wir uns mit der Sicherheit der Konstruktion schon auf einem sehr hohen Niveau befinden. Die Tests haben Grenzen einzelner Bauteile aufgezeigt, die mit herkömmlichen Methoden nicht zu ermitteln sind. Zugleich brachten sie uns auf Lösungen, die Dächer noch sicherer zu machen. Ein Bauteil wurde bereits entscheidend verbessert und umgesetzt. Bei einem weiteren ist die Lösung zum Greifen nahe, allerdings müssen wir noch prüfen, ob das dann noch wirtschaftlich sinnvoll ist. Wenn uns das gelingt, kann die Bühnenversion rückbaufrei bis Windstärke 12 stehen bleiben! Welche Bedeutung haben Innovationen in Ihrer Branche? Wo sehen Sie Grenzen und Chancen künftiger Entwicklungen? Innovationen sind immer der Motor einer jeden Branche! Ich könnte mir vorstellen, dass innovative Materialien und Verfahrenstechniken zum Einsatz kommen, sofern diese für mobile Konstruktionen bezahlbar bleiben. Ähnlich wie bei der Automobilindustrie, wo immer mehr Carbonbauteile serienmäßig zum Einsatz kommen. Vor wenigen Jahren wäre dies noch unwirtschaftlich gewesen. Denn nur dann können wir die Zelte sicherer machen, ohne dass sie aussehen wie Bunkeranlagen. „Wichtig sind für uns Gewissheit und der ehrliche Umgang mit der Windproblematik”


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