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ZELT UND CO 06 2016

42 sonderthema zeltundco dezember*2016 Die wasserdichte Naht: Wunschtraum oder Wirklichkeit ? Stefan Lange, Geschäftsführender Gesellschafter der WDN GmbH, erklärt im Interview, warum die Wasserdichtigkeit in der technischen Konfektion ein immer größeres Thema geworden ist und wie realistisch die Erzeugung ist. Warum hat die Bedeutung der wasserdichten Naht zugenommen? War die wasserdichte Naht früher vorwiegend ein Thema im Zeltbau, bei aufblasbaren Formen und in der Funktionsbekleidung, so ist es heute auch ein wichtiger Punkt bei der Herstellung von Sonnenschutzanlagen im Outdoorbereich. Ob eine klassische Markise oder ein modernes Sonnensegel: der Kunde erwartet heute zunehmend einen Allwetterschutz und möchte auch noch bei leichtem Nieselregen seine Terrasse oder den überdachten Gartenbereich nutzen können. Dadurch hat das ganze Thema noch einmal an Bedeutung gewonnen. Gibt es eine 100%-ige wasserdichte Naht? Wenn eine 100-prozentige wasserdichte Naht gefordert wird, muss diese entweder durch textiles Schweißen oder thermisches Kleben erzeugt werden. Entsprechende Maschinen gibt es von verschiedenen Herstellern wie zum Beispiel Miller Weldmaster aus den USA. Eine genähte Naht müsste entsprechend nachträglich durch ein Nahtdichtband versiegelt werden. Also gibt es keine wasserdichte „nur genähte“ Naht? Nicht, wenn sie hundertprozentig dicht sein muss! Allerdings kann man viele Dinge richtig machen, um den Wasserdurchbruch auf ein Minimum zu reduzieren. Die hierfür wesentlichen Einflussfaktoren sind die Nadel, der Faden und die Nahtgeometrie. Welcher dieser Faktoren hat denn die größte Auswirkung und was kann der Konfektionär konkret tun, um das bestmögliche Ergebnis zu erhalten? In Versuchen hat sich gezeigt, dass die größte Wassermenge durch die Kapillarwirkung des Nähgarns verursacht wird. Ähnlich wie bei einem Docht nimmt dabei der Faden auf der Oberseite die Flüssigkeit auf und gibt sie in dem Fadenknoten an den Unterfaden weiter. Irgendwann ist die Aufnahmekapazität des Unterfadens erreicht und das Wasser tropft an dem Nähfaden ab. Fäden aus besonders saugfähigem Material, wie zum Beispiel mit Baumwolle ummantelte Polyesterkerne, ver- Fotos: WDN GmbH


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