Page 30

EVENT UND CO 01 2013

30 event talk eventundco 01*2013 FAMAB. Das war Ende 2011. Das Jahr 2012 haben wir dafür genutzt, mit unseren Mitgliedern die Veränderungen zu entwickeln, zu diskutieren, zu implementieren. Das war ein sehr nach innen gerichteter Prozess. Wir tendieren dazu, solche Dinge erst mit unseren Mitgliedern zu besprechen, bevor wir damit nach außen treten. Das hat den einen oder anderen Externen glauben lassen, dass wir in einen Dornröschen-Schlaf verfallen sind. Das Gegenteil war der Fall. Nur wer sich aufschwingt den Verband von Extern beobachten und bewerten zu wollen, der darf sich dann auch nicht wundern, dass er nicht alles mitbekommt. Für uns bedeutete diese Vorgehensweise: Die Veränderungen wurden in allen Gremien einstimmig angenommen. Das macht uns schon zu einer gehörigen Portion stolz. Ihr Verband hat mit ADAM, EVA und neuerdings DAVID renommierte Preise ins Leben gerufen. Aber nur als Preisverleiher sieht sich der FAMAB sicher nicht? AvH: Auch wenn diese drei Awards sehr wichtig für den FAMAB sind, Benchmarks darstellen, das Potential der Branche einer großen Öffentlichkeit bekannt wird und auch eine große Portion der Manbzw. Womanpower in der Geschäftsstelle und bei den ehrenamtlich Tätigen binden, sieht sich der FAMAB an erster Stelle als Interessenvertretung der Branche. Und hier sind die Tätigkeiten äußerst vielfältig. Es gibt beispielsweise eine Unmenge gesetzlicher Entwicklungen, Vorschriften, Restriktionen, mit denen sich unsere Mitglieder auseinanderzusetzen haben. Die ökonomischen Interessen der Auftraggeber rufen Entwicklungen hervor, unter denen die Branche massiv leidet. Es finden öffentliche Diskussionen statt, bei denen die Stimme des Einzelnen vielleicht nicht gehört wird, die Stimme eines bedeutenden Verbandes aber schon. Daher ist es unsere Aufgabe im Interesse der Mitglieder noch mehr Politik zu machen. Dazu gehört unter anderem auch, dass ein starker Verband den fairen Wettbewerb besser sichern kann als ein schwacher FAMAB. Was sind denn die großen Herausforderungen, denen sich der FAMAB in naher Zukunft stellen muss? JH: Eine der großen Herausforderungen ist der „War of Talents“. Wir merken, dass die Anzahl der qualifizierten Absolventen, die eine Karriere in der Live-Kommunikation anstreben, nachlässt. Wir stehen für immer wieder neue Herausforderungen, Zusammenarbeit in den unterschiedlichsten Teams, flache Hierarchien. Das wird von Absolventen goutiert. Wir stehen aber auch für lange, projektbezogene Arbeitszeiten und relativ geringe Gehälter. Wenn wir also in Zukunft für unsere Auftraggeber aus der Industrie erfolgreiche Marketing-Konzepte » Wir sind ein Multispezialisten- Verband, das ist die große Stärke des FAMAB « Jörn Huber umsetzen wollen, müssen wir die Attraktivität der Jobs steigern. Ein Faktor, mit dem wir sicherlich punkten können, sind flexible Arbeitszeiten. Zwar wird es in der Branche nur in Ausnahmefällen echte Halbtagsjobs geben, aber Homeoffice-Lösungen oder die Beschränkung auf wenige Projekte machen bspw. für junge Eltern die Jobs attraktiv. Bleibt der Punkt der geringeren Gehälter. Hier müssen sich die Kunden unserer Mitglieder im Klaren sein, dass sie auf lange Sicht keine profilierten, erfahrenen Ansprechpartner mehr auf der anderen Seite des Tisches finden werden, wenn sie immer weiter an der Preisschraube drehen. Ein weiteres Problem ist zudem, dass bei vielen Schul- und Hochschulabgängern die Branche nicht als potentieller Arbeitgeber bekannt ist. Die Eröffnung der Olympiade, Markenwelten wie die Autostadt in Wolfsburg, die weltgrößten Messen, alles das gäbe es ohne die Spezialisten für Markenerlebnisse, Architektur und Begegnungen nicht. Dass dies ein spannendes Arbeitsfeld ist, wissen nur leider (noch) zu wenig Absolventen. AvH: Ein weiteres Thema ist die zunehmende Internationalisierung. Ich glaube, dass die Bedeutung des westeuropäischen Markts in den nächsten Jahren zunehmen wird. Dies aus dem einfachen Grund, dass auch die aufstrebenden Märkte wie China, Indien, Südamerika, an ihre Wachstumsgrenzen kommen. Zum Teil erleben wir das bereits in China, das künstliche Wachstumsgrenzen in seine Volkswirtschaft einbaut. Das bedeutet, dass die dort ansässigen Unternehmen Ausschau nach Absatzmärkten halten. Und einer der großen Absatzmärkte ist nach wie vor die EU. Das heißt, wir werden zunehmend mit Kunden aus diesen Regionen der Welt zu tun haben. Und diese Unternehmen brauchen alle ihren Partner hier in Deutschland und das müssen Partner sein, die fließend Englisch sprechen. In diesen Unternehmen muss Wissen über interkulturelle Unterschiede vorhanden sein und mit den unterschiedlichen Mentalitäten muss man umgehen können. Daher ist es einer der wichtigen Punkte, dass wir insbesondere bei der Intercultural Compentence und der Intercultural Communication unser Wissen ausbauen. Die Mitgliedschaft im IFES ist hier eine wichtige Basis für das „Sharing Knowledge“. JH: Ein weiteres Thema, das uns kontinuierlich beschäftigen wird, ist Nachhaltigkeit. Auftraggeber fordern immer häufiger von uns einen Nachweis von echtem Nachhaltigkeitsmanagement. Da geht es nicht darum irgendwelche Flüge zu kompensieren, da geht es um Nachhaltigkeit im Sinne des Dreiklangs von Ökologie, Ökonomie und sozialer Verantwortung. Da werden wir schon einmal gefordert, einen kompletten Messeauftritt nach Nachhaltigkeitsgesichtspunkten zu durchleuchten. Das endet dann auch nicht bei der Frage, sind die gebuchten Hotels unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten die richtigen. Andererseits sehen wir auch Erfolge, die wir durch die Etablierung der Zertifizierung „Sustainable Company“ erreicht haben. Einige Unternehmen haben schon Aufträge dank ihres Zertifikats erhalten, Kunden schreiben nach unseren Kriterien aus, die ersten Zertifizierungen außerhalb von Deutschland sind erfolgt und es werden immer mehr. Eines ist aber auch sicher: Dieses Projekt wird nie abgeschlossen sein. Unser nächstes Ziel ist es hier Benchmarks für die Materialverwendung zu schaffen. Alte Probleme wie das unerträgliche Pitchverhalten vieler Kunden und die schlechte Bezahlung von Aufträgen bleiben Ihnen erhalten. Welche Strategie hat der FAMAB, hier die Situation und Position der Agenturen zu stärken. JH: Die Situation hat sich im Laufe der letzten Jahre gewandelt. Auftraggeber laden nicht mehr per Rundmail 30 Agenturen zu kostenlosen, unverbindlichen Pitches ein. Vielmehr kann man an der Art der Anfrage schon sehr genau erkennen, ob diese ernstgemeint ist, oder es sich um den Versuch des unentgeltlichen Ideenklaus zur Umsetzung mit einem anderen Partner handelt. Professionelle Kunden haben inzwischen begriffen, dass Sie sich selbst unnötigerweise blockieren wenn Sie zu riesigen Pitch-Schlachten laden. Denn die Kosten, die bei den Auftraggebern entstehen, wenn sie sich mit zehn Konzepten, zehn Agenturen, zehn Präsentationen „herumschlagen“ müssen sind beträchtlich. Das findet dann auch das hausinterne Controlling nur bedingt lustig.


EVENT UND CO 01 2013
To see the actual publication please follow the link above